HolunderHolunderkraft

Ein Schatz der Volksmedizin für das ganze Jahr.

In meiner Kinderzeit war der Holunder eine Spielpflanze. Aus den Zweigen haben wir Pfeilspitzen gemacht, die Äste haben wir ausgehöhlt und daraus Pfeil und Bogen gebaut.

Wir haben auch Blasrohre und Flöten gebastelt. Durch das Blasrohr schossen wir dann die unreifen Beeren aufeinander. Es hat so viel Spaß gemacht.

Nur unsere Mütter haben geschimpft, denn die dunklen Früchte machten Flecken auf der Kleidung.

Im heutigen Beitrag geht es aber um die Hollerblüten, des schwarzen Holunders. Denn der Holler macht uns zweimal im Jahr ein Geschenk, im Juni die Blüten und im Herbst die Früchte.

Der Holunder hat eine enge Verbindung zu den Erdkräften. Setze dich mal, eine für dich richtige Zeit, direkt drunter. Dann öffne dich weit, mit all deinen Sinnen. Vielleicht kannst du seine Energie und Kraft spüren.

Der Duft der Blüten, ist wie eingefangener Sommer. Er ist geheimnisvoll süßlich! Lass dich von ihm zum Hineinhorchen einladen. Vielleicht trägt dich dieser Duft zum Märchen der Frau Holle, die als guter Schutzgeist im Holunderbusch wohnt.

Unsere Vorfahren glaubten an diesen guten Geist. Für die alten Germanen lebte darin die Liebesgöttin Freya. Noch unsere Großeltern glaubten daran, dass der Holunder von der Kraft der Frau Holle beseelt sei.

Ob nun der Geist der Frau Holle, die Göttin Freya oder eine gute Fee, jede dieser guten Kräfte findet selbst einen richtigen Platz für einen neuen Busch. Jeder Strauch, so glaubte man, sei eine Tür zu ihrem unterirdischen Reich, in der Holler Unterwelt.

Man glaubte, der gute Geist würde die Bewohner vor jeglichem Unheil schützen, z.B.: vor Feuer, Blitz, Seuchen und anderem Unglück.

Bei Fieber ging man zum Holunder, übergab das Fieber mit einem Zauberspruch: „Guten Tag, Flieder. Ich bring dir mein Fieber. Ich binde es an. Nun geh ich in Gottes Namen davon.“ Oder: „Zweig, ich biege dich. Fieber, nun lass mich. Ich hab dich einen Tag, hab du es nun Jahr und Tag.“

Das Fieber sollte vom Guten Geist in die Unterwelt abgeleitet werden.

 

Ringel, Ringel, Reihe, wir sind der Kinder dreie, wir sitzen unterm Holler – busch, und machen alle husch, husch, husch. (Alter Kindervers)
Ringel, Ringel, Reihe, wir sind der Kinder dreie, wir sitzen unterm Holler – busch, und machen alle husch, husch, husch (Alter Kindervers)

Mir hat ein alter Bauer erzählt, er ist 94 Jahre, seine Großeltern, seine Eltern und auch er noch, haben sich jedes Mal beim Vorbeigehen, vor dem Holunder verbeugt und ehrerbietig den Hut gezogen.

Mit Hilfe des Holunders haben unsere Vorfahren so manch schlimmen Winter überlebt.
Heute zählt der Holunder immer noch zu den bekanntesten Volksheilmitteln. Seine heilbringenden Wirkstoffe befinden sich in den Wurzeln, den Blättern, den Blüten und Beeren.

Es sind so viele Inhaltsstoffe bekannt, dass wahrscheinlich das Zusammenspiel aller Substanzen seine breite Vielfalt an Heilungsmöglichkeiten ausmacht.

Hier ein kurzer Überblick der Inhaltsstoffe der Blüten:

Flavonoide – sind gute Radikalenfänger und erhöhen die Widerstandfähigkeit gegen Infekte, Allergien und krebserzeugende Stoffe. Sie schützen die Blutgefäße und Zellmembranen vor einer Schädigung durch freie Radikale. Sie wirken auch harntreibend und damit auch blutreinigend.

Rutin normalisiert die Durchlässigkeit der feinen Haargefäße, der Kapillaren. Damit können Ödeme und hoher Blutdruck verhindert werden. Rutin hilft auch bei Hämorrhoiden und Krampfadern, Entzündungshemmend ist er auch.

Quercetin hilft gut gegen Viren, außerdem vermag Quercetin die Stimmung aufzuhellen.

Ätherische Öle der Holunderblüten haben eine schweißtreibende Wirkung.
Das ist vorteilhaft bei Bronchitis, Grippe und Gelenkschmerzen. Die ätherischen Öle erleichtern auch das Abhusten.

Organische Säuren in den Holunderblüten wirken wie ein Antioxidans. Der Angriff freier Radikale auf die Zellwände kann verhindert werden. Antioxidantien können die Gefahr eines Herzinfarktes senken.

Saponine in den Holunderblüten wirken schleimlösend, entzündungshemmend, abwehrsteigernd und harntreibend.

 

(c)pixabay Capri23auto

Ein Holunderblütentee kann dein Immunsystem auf Trab bringen.

Ca. 2 Teelöffel pro Tasse, mit kochendem Wasser überbrühen, fünf Minuten ziehen lassen, täglich eine Tasse trinken, am besten abends. Am nächsten Morgen wirst du dann wieder „wie neu“ aufwachen.

Holunderessig ist ganz leicht zum selber herstellen. Er hilft bei grippalen Infekten und man kann ihn auch zum Einreiben hernehmen, wenn die Haut juckt. Er eignet sich auch gut zum gurgeln bei Halsschmerzen. Er schmeckt auch hervorragend im Salat und stärkt unsere Abwehrkräfte.

Für Naschkatzen: Die Hollerküchle kennt fast jeder, ich nehme dafür einen dickflüssigen Pfannkuchenteig.

Es gibt aber auch viele Fertigpräparate mit Holunderblüten: Venentee, Frauentee, Schlankheitstee, Blutreinigungstee, Gicht und Rheumatee, Hustentropfen, Bonbons und noch viel, viel mehr.

 

(c)pixabay Hans

Sei wachsam und der gute Geist des Holunders wird dich finden.

Für Homöopathie-Interessierte:

Sambucus nigra (Schwarzer Holunder)

Die Leonie, der Sonnenschein,
ist sehr empfindlich, zart und klein,
und hat sie Husten dann und wann,
hört sich das wirklich schaurig an.

Die Nasenatmung haut nicht hin,
viel Schleim ist in den Bronchien drin,
Brodeln und Schnorcheln gibt es nur,
von gutem Nachtschlaf keine Spur.

Man weiß, Sambucus, der Holunder,
der wirkt bei sowas wahre Wunder.
Stündlich nur zwei, drei Globuli
gab man davon der Leonie.

Das half perfekt, und kurz darauf
hörte das Kind zu schnorcheln auf.
Am nächsten Tag hat man gestaunt.
Das Kind war frisch und gut gelaunt.

Marianne Porsche-Rohrer aus
Wie Hahnemann uns helfen kann

 

Sambucus nigra gibt man gerne in niedrigen Potenzen wie D4 oder D6, als Globuli, Tropfen oder Lutschtabletten.

Anwendung:

Die Urtinktur oder die niedrigste Potenz gibt man z.B. bei:

Anfallsweise auftretender Atemnot, wie Asthma, begleitet mit Heiserkeit und zähem Sekret-Absonderungen. Die Brust kann sich wie eingeklemmt anfühlen und die Stimme versagen.

Auch bei klimakterischen Hitzewallungen wie trockener Hitze tagsüber, morgens schweißig und überhitzt. Hände und Füße können extrem überwärmt sein und fühlen sich feurig brennend an. Die Handinnenflächen und Fuss-Sohlen brennen. Ein sehr unangenehmes Gefühl.

Kopf- und Brustbereich wechseln sich ab, mit starker Röte und dann wieder deutlicher Blässe.

Die Homöopathischen Anwendungen sind vielfältig, dies ist nur ein winziger Ausschnitt.

Im Herbst (wenn du magst) treffen wir uns wieder hier, an genau dieser Stelle und schauen uns gemeinsam die Holunderbeeren an.

 

Hollerblüten

„ Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte“,

sagt ein altes Sprichwort über den Holunder.

Ich freue mich darauf, dich nächste Woche hier wieder begrüßen zu dürfen.

Mein Segenswunsch: Möge die Kraft, der gute Geist des Holunders dich gesund, froh und leicht durch alle Jahreszeiten begleiten. Ich wünsche dir noch eine richtig gute Zeit.

Eure fröhliche Sylvia

 

Meine liebsten Bücher zum Beitrag:

PS.: Hast Du schon meine gesammelten Buchtipps entdeckt? Dann schau doch mal hier »