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(c) Uli Haas

Es darf auch einfach sein!

Hallo, ich bin die Uli, meine Freunde nennen mich Micky. Ich erzähle gerne, viel und kunterbunt, es macht mir viel Freude andere zu unterhalten. Ich mag mich, so wie ich bin.

Das war nicht immer so. Viele Ereignisse in meinem Leben, sowie die intensive Zeit meiner Krebstherapie und auch die Zeit danach, haben mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin.

Heute kann ich sagen: „Ich bin wertvoll, ich bin okay, so wie ich bin“! Mich anzunehmen, wie ich bin, mich zu lieben, mitfühlend mit mir selbst umzugehen, das war eine schwierige Geburt.

Mein ganzes Leben lang wollte ich anerkannt sein, Bestätigung finden und geliebt werden. Meine Familie, meine Kinder waren und sind das Allerwichtigste in meinem Leben.

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben mich verändert. Ich lebe bewusster, nehme wunderbare Augenblicke mit  offenem Herzen an und speichere das Glück des Momentes ab.  Klick, und das Foto wandert in die Schatzkammer meines Herzens. Auch ich musste erfahren, dass erst Leiden die Tür zur Veränderung öffnet.

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(c) unsplash-kyle-szegedi

Heute fühl ich mich frei,

unabhängig von den Geschehnissen und Gegebenheiten im Außen.

Heute bin ich vor allem bewusst dankbar und habe diese Tugend zu meiner Lebensphilosophie gemacht. Ich erlaube  mir selbst, mich glücklich zu machen. Das beginnt mit der Frage: „ Liebe Micky, mit was könntest du dir heute eine Freude machen?“ Allein diese Frage schon, macht mich glücklich. Der Weg ist es, der das Leben so spannend macht. Ja, für mich zählt nur noch der Weg! Ich inspiriere mich täglich selbst und plane nur  noch in die nächste unmittelbare Zukunft.

Vor allem unsere schöne Natur genießen, wir wohnen so herrlich, Fahrrad fahren, in die Pedale treten, den Wind fühlen, mich selbst spüren, nur von früh morgen bis zum Abend denken und umgekehrt, das reicht mir und ist eine tägliche Herausforderung. Ich hab mir die kindliche Begeisterung für die kleinen Dinge im Leben wieder zurückerobert, z.B.: ein Eis schlecken, kleckern und trotzdem Lachen. Es macht Spaß ein wenig albern zu sein. Ich selbst erlaube es mir!

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(c) Uli Haas

Ich habe gelernt mit drei Autoimmunerkrankungen

einen Art Friedensvertrag zu schließen

und ich habe den Krebs überlebt.

Was will ich mehr?

Ich freu mich, dass du meine Geschichte liest. Vielleicht kann dir das eine oder andere nützlich sein!


Wie alles begann:

Am 11.07.12 habe ich ein Mammographie-Screening vornehmen lassen. In Deutschland ist das ein Programm für Frauen ab 50. Es ist ein bundesweites Einladungssystem das flächendeckend der Brustkrebsfrüherkennung dient.

Unmittelbar danach, hatte  ich auch schon eine Verdachtsdiagnose auf eine sog. Läsion mit Größenangaben von 10 x 9 x 6 mm in der linken Brust. Kurz darauf einigte ich mich auf eine Stanzbiopsie. Am 26.07.12 hatte ich den Befund, invasives-duktales Mammakarzinom, links oben außen. Zu diesem Zeitpunkt war ich 65 Jahre alt und meine  beiden Kinder 36 und 34.

Die Radiologie war für mich okay, denn vom Hörensagen wusste ich schon von der eher unpersönlichen Massenabfertigung. Was für uns Patienten aufregend und aufwühlend ist, das ist für das Personal Alltag und die meisten sind abgestumpft, das ist halt so. Ein Tag danach erhielt ich die  Bestätigung für die erste Diagnose.

Ich hatte gleich zu Anfang  so eine dunkle Ahnung, da man bei mir bereits 2 Jahre zuvor Microverkalkungen  gefunden hat. Mein Bauchgefühl bestätigte sich also. Von diesem Bauchgefühl und dunklen Ahnung haben mir  auch schon andere Betroffene erzählt, also so eine leise Warnung, bereits Jahre vor Krebsausbruch. Wir sollten wirklich besser hinhören und aktiv werden.

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(c) Uli Haas

Mitte August, also ca. 2 Wochen danach war ich auch schon in einer nahe gelegenen Frauenklinik. Ich wurde brusterhaltend operiert und dabei wurde auch der tumorbefallene Sentinellymphknoten mit entfernt. Ich habe viele Jahre in einem Labor gearbeitet, doch diese fachspezifischen Klassifikationen haben es echt in sich. Z.B.: steht in so einem Befund – MEINEM BEFUND – erhöhte mitotische Aktivität von 4 Mitosen pro 10 HPF – FN 25 – Score 6 von 9. Oder aufgrund einer negativen Reaktion mit CK 5/14 und p63 folgt eine invasive Tumorgeschichte. TNM Klassifikation: pT 1c (is), pN 1a (2/10), LO, V0, lokal R0, G 2 usw. Liebe Leute, wer soll das verstehen?

Was ich verstanden hab, war, dass in dem Lymphknoten eine Metastase war, ansonsten keine Streuung. Hatte ich Glück? Konnte ich es mir leisten durchzuatmen?

Mir wurde eine unterstützende Chemo sowie Bestrahlung empfohlen. Über 80% aller Brusttumore sind östrogenabhängig. Auch hier empfahl man mir eine unterstützende Hormontherapie. Dreimal unterstützend??? Ich hab mich gefragt, was denn hier unterstützt werden soll. Also der Tumor, der nicht mehr da war,  war ein hormonabhängiger Tumor gewesen und sollte durch eine Antihormontherapie am Wachstum gehindert werden. Das Medikament hieß Tamoxifen und sollte ein Wiederauftreten verhindern. Ach ja, davor sollte  ich Aromatasehemmer nehmen um die Östrogene zu blockieren und zu stoppen. So ein Wahnsinn! Der Onkologe hat noch gesagt, dass das alles zur Knochenentkalkung führt und ich mich darum kümmern muss. Am 13.09.12 habe ich ein Perückenrezept erhalten. (Ich kam einfach nicht mehr zum Nachdenken).

Ich habe wohl funktioniert wie eine Maschine, eine Art Roboter, du tust was man dir sagt und nickst.

Das eigene Hirn ist wie ausgeschaltet oder läuft auf Sparflamme. Der Denkapparat ist wie eingenebelt und im Grunde ist jeder in diesem Zustand auf die Hilfe von außen angewiesen. Du brauchst jemanden der für dich da ist, dich an die Hand nimmt, damit du wieder ankommst – in dir. Ich wollte niemanden belästigen, ich wollte niemandem zur Last fallen, ich wollte  niemandem eine Arbeit mit mir machen, ich hab´s alleine geschafft. Dieser Kummer, dieser Schmerz, diese Enge in der Brust, Schwere im Körper, Müdigkeit in jeder Faser, ich hab´s geschafft, weil ich funktionier hab, wie immer – aushalten, durchhalten und wieder  von vorn. Kurz danach wurde mir ein Port für die Chemo gelegt.

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(c) pixaby-Gil-Dekel

Ich hatte das Gefühl, Naturgewalten würden in mir kämpfen

und mich innerlich zerreißen.

Ich wollte niemanden belasten, doch heute rückblickend, hätte ich dringend jemanden gebraucht, dem gegenüber ich mich hätte ganz öffnen können. Du willst weinen, du willst schreien, doch du wirst ganz still. Es ist gut, wenn man einen Art Fahrdienst hat, dann ist erst mal wenigstens diese Sorge weg. Es ist fürchterlich, wenn dir deine nächsten Angehörigen Vorwürfe machen, bezogen auf die Therapien, für die du dich entschieden hast. (unter Zeitdruck wohlgemerkt !)

Therapien, vor denen du dich fürchtest, die du nicht kennst, die auch deine Angehörigen nicht kennen. (aber mitreden) Ich musste mich ja zeitnah entscheiden. Die Ärzte haben mir vermittelt, dass es sehr dringend ist, du kannst nicht  warten und auf ein Wunder hoffen. Du musst dich entscheiden, du bist der Mensch, der es auch selbst aushalten muss.

Du bist der Mensch der überleben will. Es ist äußerst schmerzhaft, wenn deine Angehörigen oder erwachsenen Kinder deine Vorgehensweise verurteilen, glauben es besser wissen zu müssen als der Arzt und als der Betroffene selbst. In so einer  Situation fühlt sich jeder Mensch existentiell bedroht und braucht Sicherheit, doch keine Vorwürfe, die auf einem oberflächlichen Wissen basieren, ein Wissen aus irgendwelchen Zeitschriften vom Friseur oder der Bildzeitung.

Du Ehe-Mann, du Tochter, du Sohn, Freundin, Schwester, Partner, Nachbar, wer auch immer, biete dein mitfühlendes Herz an, deinen wachen Verstand, deine ganze Liebe – uneingeschränkt, dann könnt ihr gemeinsam wachsen, oder lass es sein!

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(c) pixaby-Stux

Für mich ein Symbol für allumfassende und bedingungslose, mütterliche Liebe.

Am 20.09.12 wurde mir  rechts ein Port implantiert. Danach habe ich mit der Chemo begonnen. Wir haben uns auf 3 Chemozyklen mit Docetaxel und Cyclophosphamid geeignet.

Es war grausam. Ich habe es äußerst schlecht vertragen. Ich habe eine Lungenentzündung und Herzrhythmusstörungen bekommen. Ich konnte nicht mehr richtig atmen und hatte das Gefühl, ich gehe kaputt. Ich konnte nicht mehr und hab nach 2 Zyklen abgebrochen. Zusätzlich hat sich auch noch der Port entzündet und musste raus. Das war am 1.02.13 – da war ich fertig mit der Welt.

Gleichzeitig wusste ich genau, so mach ich nicht weiter, so was mach ich nie wieder. Nach und nach und irgendwie kam ich allmählich zu mir. Konnte klarer denken. Ich wusste zwar nicht, wie es weiter gehen sollte, das wusste ich nicht, doch ich wusste plötzlich was ich auf gar keinen Fall wollte, nämlich auf diese Art und Weise qualvoll sterben. Zwei Monate, mit weniger wie null Lebensqualität, ich hab genug gelitten! Mein Bauchgefühl hat mich gerettet, ich habe wieder hingehört. Wenn es nach dem Onkologen gegangen wäre, hätte man mich wohl zu Tode therapiert. Seit damals denk ich mir, sollten bereits Kinder in der Schule lernen, wieder auf ihre Instinkte zu hören.

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(c) pixabay-AjayLalu

Um in dieser Welt zu überleben brauchst du einen für dich gesunden Instinkt.

Ende Februar 2013 wurde meine linke Restbrust bestrahlt. Nach dem Chemo-Desaster hab ich mich tatsächlich auch noch 30 Mal bestrahlen lassen. Die Verbrennungen waren äußerst schmerzhaft. Ich denke heute noch mit Grausen an diese schreckliche Zeit und es verkrampft sich immer noch mein Bauch, mein Herz und dann fühl ich wieder diesen Verbrennungsschmerz.

Danach habe ich mich auch noch auf die oben erwähnten Aromatasehemmer und das anschließende Tamoxifen eingelassen. Das hat dazu geführt, dass ich ständig zugenommen hab, darüber war ich sehr unglücklich. Keine Diät hat funktioniert. Ich hab mich schrecklich gefühlt, unförmig und gar nicht ich selbst. Sowas wie Freude, wollte nicht mehr aufkommen.

Dadurch haben sich meine alten und ungeliebten Kindheitsmuster wieder aktiviert.

Mein Selbstwert war praktisch nicht mehr vorhanden. Ich hab mir so sehr Verständnis von meinen erwachsenen Kindern gewünscht. Ich wurde immer dünnhäutiger und empfindlicher. Alte Verletzungen aus  meiner Kindheit waren präsenter denn je und ich hatte ganz schön zu kämpfen.

Fast bis zur Selbstaufgabe hab ich mich gezwungen durchzuhalten. Ich wollte immer nur für meine  Familie da sein und ich hätte fast alles für ein bisschen Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung getan.

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(c) pixabay-RitaE

Es ist nie zu spät!

Heute weiß ich, JETZT habe ich es gelernt: Micky, du musst es dir selbst geben. Heute schenke ich mir selbst Aufmerksamkeit und Liebe.

Meine Erkenntnis: Was du dir selbst gibst, das sendest du aus und das kehrt auch wieder zu dir zurück, ohne Anstrengung. Jede Zelle dankt es dir.

Die Hormonunterdrückenden Mittel haben nicht nur jede Gewichtsabnahme unmöglich gemacht sondern haben zu Dauerknochenschmerzen geführt. Da bin ich wieder mal in mein altes Muster gerutscht, „durchhalten“  – egal wie. Nun, ich habe 2 ½ Jahre durchgehalten. Ständige Übelkeit hat mich zum Abbruch gezwungen. Warum warten wir Menschen nur immer so lange, bis der eigene Körper uns zwingt? Ich glaube der Körper ist intelligenter als der Verstand.

Heute  weiß ich, ich hab einen freien Willen, ich kann mich selbst entscheiden und muss nicht warten bis es das Präparat xy mit meinem Körper tut. Heute entscheide ich selbst und zwar deutlich eher.

Nachdem ich das Tamoxifen beim besten Willen nicht mehr nehmen konnte und damit eigenverantwortlich aufgehört hab, hat mich die behandelnde Onkologin fallen lassen, sprichwörtlich. „Gehen sie zu einem anderen Arzt, von meiner Seite aus besteht kein Interesse mehr.“ Zuerst war ich wieder mal verunsichert, doch allmählich ging es mir besser. Ich wusste, dass war die richtige Entscheidung und konnte auch diesen Groll loslassen.

Statt Hilfe hab ich einen Arschtritt bekommen.

Heute bin ich dankbar dafür.

 

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Eine Tür schließt sich und eine andere Tür öffnet sich.

Rückblickend kann ich sagen, es gab auch etwas, was mir gut getan hat, was mir Kraft gegeben hat?! Ja, das gab es. Der Taxifahrer, der  mich 30 Mal zur Bestrahlung  gebracht hat, hin und zurück. Er schenkte mir einfach  so – warme, liebevolle Worte, herzliche Aufmunterung und echtes, wahres Mitgefühl. Dieser Taxifahrer hat in mir einen Menschen gesehen, der leidet, ein Mensch wie er auch. An seine Freundlichkeit  und Güte erinnere ich mich heute noch voller Dankbarkeit. Lieber Taxifahrer, mögest du gesund und glücklich sein, danke für alles!

Erkenntnis: Im Leid erkennen sich die Menschen.

Erst letztes  Jahr, hab ich mich wieder zu einem Onkologen getraut. Da ist auch die Rosi, da war auch die Dorle, und so manch anderer aus unserer Achtsamkeitsgruppe. Bald können wir bei ihm ein Kaffeekränzchen veranstalten. (ha ha)

Dieser Onkologe gibt mir das, was ich so sehr vermisst hab, eine respektvolle und wertschätzende Nachsorge. Diesem erzwungenen Wechsel, bin ich heute sehr  dankbar. Er hört mir aufmerksam zu, nimmt mich ernst, ich kann Fragen stellen. Er überlegt zuerst bevor er antwortet. Krebs ist eine unsichere Sache. Ich weiß nicht, ob oder überhaupt es wieder richtig heiß werden könnte, doch ich fühl mich hier sehr gut aufgehoben, egal was kommen mag.

 

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In dieser onkologischen Praxis fühl ich mich gut aufgehoben.

Ich bin für so vieles dankbar, ich habe Sylvia und die Gruppenarbeit kennengelernt, ich habe eine völlig andere Welt erfahren, ich habe NEIN  sagen gelernt. Ich bin genauso wertvoll wie jeder andere Mensch auch. Ich arbeite dran, mir selbst Liebe und Mitgefühl zu schenken. Und es gelingt mir immer  besser. Ich entschuldige mich nicht mehr ständig für das wie und was ich bin, die Micky. 🙂

Ich bin ein Mensch mit einer ganz eigenen Geschichte. Es ist mir sogar total wurscht, ob mich einer mag oder nicht – auch das ist so anders geworden.

Die Autoimmunerkrankungen, die ich zu Anfang erwähnt hab, sind: seit 1989 eine Schilddrüsenentzündung – das hat auch meinen Stoffwechsel verlangsamt, Lupus erythematodes und  Sklerodermie – seit über 20 Jahren plagen mich Gelenkschmerzen und  ich muss auch immer gegen diese ermüdende Kraftlosigkeit ankämpfen, weiter liegt eine Borreliose vor und  ein Reizdarmsyndrom, (wen wundert´s) was mir ganz besonders zu schaffen macht. Das letzte schränkt mich immer wieder ein, aber  ich bin erfinderisch und lasse mir immer wieder was einfallen, damit es weiter geht. Vorletztes Jahr hab ich mir auch noch den Oberarm gebrochen, der operiert werden musste, dann wieder Reha, Physiotherapie und immer so weiter. Heute noch hab ich Beschwerden und trotzdem und trotzallem und erstrecht, sag ich immer wieder zur mir:

„Micky du lebst, das Leben ist schön, mach es dir so angenehm wie möglich“. Jeden Morgen, wenn ich aufwach, empfinde ich tiefe Dankbarkeit und begrüße voller Freude den neuen Tag.  Ich finde Wege mir selbst Glücksmomente zu schenken. Das ist die reine Wahrheit!

 

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(c) pixabay-hpgruesen

 

Ich liebe Rad fahren und zusammen mit meinem Mann ist es noch schöner!

Ich schwimme sehr gern und kein Wasser ist mir zu kalt. Wenn es geht, fahr ich das ganze Jahr über Fahrrad. Das Radeln ist so herrlich, und wenn ich mal nicht kann, dann vermisse ich es sehr. Ich liebe meine Enkelkinder und freu mich total über jede kleine Nachricht. Wenn es mir  möglich ist, dann nehme ich die lange Fahrt von 5 bis 7 Stunden auf mich, um bei ihnen zu sein. Mittlerweile reduziert eine Schlafapnoe meine Energie und ich muss mir meine Kraft sorgfältig einteilen.

Erkenntnis: Schalte deine Selbstfürsorge und Selbstliebe ein. Ja, das mache ich jetzt auch!!

 

Ich hab viele körperliche Einschränkungen, doch im Herzen bin ich frei.

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Sylvia:  „ Micky, du bist einer der großherzigsten Menschen, die ich kenne.“

Ich bin sehr gern mit dir zusammen.

Ich kann dir die Praxis der Achtsamkeit nicht nur bezogen auf eine Krebserkrankung empfehlen. Du kannst daraus viele nützliche Erkenntnisse gewinnen und viel besser  deinen eigenen Weg finden. Jeder an Krebs Erkrankte den ich bisher kennengelernt  hab, hatte in seiner Lebensgeschichte echte Dramen zu bewältigen. Wie wir damit umgehen, ob wir verdrängen, oder es offen anschauen und annehmen, das trägt dazu bei ob du auch in der Krebstherapie deinen eigenen Weg findest.

Denn viel zu viele geben immer noch vor Tür der onkologischen Praxis ihre Eigenkompetenz ab.

Sie streifen ihre eigene Kompetenz und Selbstfürsorge ab, wie einen Mantel und übergeben nackt und schutzlos ihren Körper an diese ärztlichen Dienstleister. Die Onkologie ist immer noch eine Körpermedizin. Das ist eine traurige Wahrheit.

Damit die Seele dabei nicht verloren geht, musst du entweder sehr gefestigt sein oder Hilfe bekommen, die deine Körper/Geist/Seele Einheit als Ganzes  wahrnimmt. Die Praxis der  Achtsamkeit kann so ein Leitfaden sein, der dir hilft, dich in dir selbst zu verankern, auch wenn um dich herum Chaos ist oder sich wieder ein Orkan zusammenbraut.

Als ich ca. 4 Jahre alt war, sind meine Eltern mit noch zwei Schwestern aus Zwickau geflohen. Jede Flucht ist mit Todesangst verbunden. Junge Eltern mit drei kleinen Kindern, nicht wissend was der nächste Tag bringt, hinterlässt Traumatas, die oft lebenslänglich Narben im Gehirn bedeuten. Ein Trauma liegt nicht im Ereignis sondern im Gehirn. Das habe  ich auch erst lernen müssen. Als Kind galt ich als verträumt oder weggetreten. Ich musste als einzige in der Familie ins Internat, weil meine Eltern sich überfordert fühlten. In meiner Familie habe ich um angenommen zu sein, um akzeptiert zu werden, gerungen und gekämpft. Ich wollte als Mensch geliebt werden und nicht auf Grund einer Leistung. Ich habe mir gewünscht gleich-wertig zu sein. Nach der Ausbildung zur Arzthelferin habe ich meine große Liebe geheiratet, zwei Kinder bekommen und bin in ein kleines hübsches Reihenhaus gezogen. Ich hatte eine gute Zeit.

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(c) pixabay-llmicro

Alles im grünen Bereich? Dann nimm den Schwung mit, in das was kommt.

Erkenntnis: Bearbeite die Krimis in deinem Leben, deine Dramen, egal wie lang sie zurückliegen.

Spätestens bei einer  so schweren Erkrankung wie Krebs, kann dich alles wieder einholen. Die einmal existenziell gemachte Erfahrung aus der frühesten Kindheit ist immer noch im Gehirn abgespeichert und jederzeit durch eine ähnliche Gefühlssituation abrufbar. Das ist mir passiert. Sonst  hätte ich nicht den Modus – „ Aushalten“ gewählt, sondern ich hätte viel früher selbstbestimmt das Unmenschliche beendet.

2013 ist mein Vater und 2015 meine Mutter gestorben. Trotz schwerer körperlicher Beeinträchtigungen habe ich sie an den Wochenenden gepflegt und hab immer wieder den langen Anfahrtsweg von über zwei Stunden auf mich genommen. Du siehst, auch hier wirkt wieder dieser gut abgespeicherte Durchhaltemodus, trotz Krebs. Meine beiden Schwestern sind völlig anders aufgewachsen und durften studieren.  Doch aus einem mir unerklärlichen Grund versagen sie mir bis heute ihren Respekt und ihre Wertschätzung. Dieses mich früher schwächende Gefühl, nicht zu genügen, habe ich heute auch abgelegt!

Das Trauma der Flucht, die schweren Erkrankungen, dann der Krebs, all das hat dazu geführt, dass ich heute  ein selbstbestimmtes Leben führe. Ich respektiere mich als Mensch, ich wertschätze meine Überlebensleistung und ich liebe den bedürftigen Teil in mir. Die große Micky von heute, mit all der fast 70 jährigen Lebenserfahrung freut sich über kleine kostbare Geschenke, wie Liebe, Zuneigung, Aufmerksamkeit und ein einfaches freundliches Wort. Doch die Micky von heute ist nicht mehr abhängig von außen!

Ich bin innerlich gewachsen, ich bin unabhängig und teile gerne meine Leichtigkeit, auch mit dir.

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(c) pixabay-geralt

Konzentriere dich auf das Gute in deinem Leben und denk dran:

Es darf auch einfach sein.

Grundloses glücklich sein, ein friedliches Herz, ein Gefühl von Befreiung, immer öfters, immer länger und immer tiefer, das haben mir  die letzten Jahre nach dem Krebs geschenkt.

Mögest du irgendwas von all meinem Geschreibsel gebrauchen können, dann freut mich das natürlich sehr.

In der Achtsamkeitsgruppe verneigen wir uns bei solchen Gelegenheiten voreinander. Ich lege meine rechte Hand auf mein Herz und verneige mich respektvoll erkennend und anerkennend  vor deinem inneren Licht.

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(c) Uli Haas

Namasté, Mach´s gut, Tschüss oder „Pfiat di Gott“  herzlichst deine Micky.

 

Schreiben von Micky (Uli Haas) an mich am 14.02.2017

Liebe Sylvia,

vor 4 ½ Jahren wurde ich mit der Diagnose: invasives – duktales Mamma – Ca konfrontiert. Anschließend Chemo und Bestrahlung (übliches Standardprogramm).

Liebe Sylvia, ich bin Dir sehr dankbar, daß Du mit meinem Einverständnis einen sehr gelungenen Bericht mit kleinem Lebenslauf von mir auf Papier gebracht hast.

Ich konnte bei Dir in Deiner Praxis ein Achtsamkeitsseminar besuchen, das mir half, die Vergangenheit und den Krebs zu verarbeiten.

Heut geht es mir „gut“ und es gelingt mir immer mehr im „Hier und Jetzt“ zu leben.

Liebe Sylvia, es ist sooo … schön, daß es Dich gibt. Deine Zuwendung und  Umsicht verbunden mit vielen Deiner respektvollen, guten Ratschläge geben mir weiterhin Kraft.

Ich knuddele Dich fest und bis bald! Deine Micky

 

P.S.: Ich habe mir überlegt, mit was kann ich Dir eine kleine Freude machen und dann fiel mir das Büchlein –  „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart, von Eckhart Tolle“ in die Hände.

Mir hat es Kraft gegeben und einen Sinn erkennen lassen in all dem Unsinn der letzten Jahre.

Anbei ein paar Fotos von mir! Diesmal in der richtigen Reihenfolge.

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(c) Uli Haas ClicK >> anklicken und vergrößern.