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Ich bitte, diese Seite mit Respekt und Wertschätzung zu betreten.

Halte kurz inne, atme tief durch und lausche mit deinem Herzen.

Die Erfahrungsberichte Langzeitüberlebender mögen dir Mut machen, deinen Geist für das Wesentliche zu öffnen, dir helfen, dich dem Auf und Ab des Lebens hinzugeben, im Fluss zu bleiben, doch trotz allem und erst Recht, jede nützliche Strömung zu nutzen.

Ich danke meinen Patienten, die hier ihrem Schicksal eine Stimme geben. Ich danke allen Menschen, die dir lieber Leser die Möglichkeit geben, an ihrem Weg Anteil zunehmen. Ich danke all den Menschen, die bereits hinüber gegangen sind und uns mit ihrem persönlichen Erleben Trost schenken.

Es liegt an dir, ihre Botschaft zu hören und in dich aufzunehmen.
Mögest du darin finden was du brauchst um in Verbindung zu bleiben mit dir SELBST und der QUELLE in dir.

 


Ich bin Dorle

weil jeder Tag kostbar ist!

Mein Name ist Dorle. Ich bin im 32. Jahr nach meiner Diagnose Brustkrebs. Ich bin eine Langzeitüberlebende. Ich möchte gleich zu Anfang die Erkenntnis meines Lebens mit dir teilen.

Der Krebs ist nicht die schlimmste Krankheit. Die gefährlichste Krankheit der Menschheit heißt Opferitis Humana. Wie ausgeprägt ist dein Opferbewusstsein? Der Krebs war bisher immer nur ein Teilaspekt meines Lebens. Mein Leben ist wie jedes Leben voller Höhen und Tiefen, doch der Krebs war niemals der Mittelpunkt meines Lebens.

Mein Leben leben, mutig und aufrecht, einfach ICH SELBST SEIN, dass ist das, was mich hat überleben lassen. Das ist bis heute 99% meines ICH, der Rest ist Krebs. Du bestimmst, mit was du dich Tag oder Nacht beschäftigst. Meine Einstellung: Tue, was es zu tun gibt bezogen auf den Krebs, doch den Rest von dir, von deinem MEHR VON DEINEM SELBST lebe und hab Spaß. Wie und wann wir wieder zu Gott zurückkehren, weiß niemand. Was mir geholfen hat, war dieses JA, zum Leben, zum Krebs, zum Schmerz, zum Kummer, zum Glück, JA –  zu dem was ich bin ein „Mensch“.

 

Hier meine Geschichte:

Es begann im März 1984. Während eines Spaziergangs mit unserem Hund fühlte ich in der linken Brust, ziemlich weit oben etwas was nicht hingehörte. Es fühlte sich wie ein kleiner Stein an, der sich hin und her bewegte, vielleicht wie ein innerer Pickel. Der Frauenarzt machte einen Ultraschall, dem dann auch noch eine Mammographie folgte. Der Knoten war ein Carcinom Li – so die Diagnose. Ich sollte diesen Befund zeitnah abklären lassen. Unser Zwillingspärchen, mein ganzes Glück, sind gerade mal 3 Jahre davor auf  die Welt gekommen. Danach war ich noch zweimal beim gleichen Gynäkologen zur Beobachtung. Das erste halbe Jahr nach Diagnosestellung verging so schnell, wertvolle Zeit ging verloren, wo nichts passiert ist. Vor 32 Jahren war das noch ganz anders. Die Leute hatten Angst vor Menschen mit Krebs. Damals hat man gedacht, Krebs ist ansteckend. Mein Mann hat sogar die  Wäsche entsorgt, weil er Angst vor Ansteckung hatte. Ich habe mir  dann doch noch eine Zweitmeinung  geholt, die für mich aber unbefriedigend war.

Mooswald
(c) Jeremy Holden

Danach bin ich selbstverantwortlich zur Untersuchung in das Krankenhaus gegangen in dem ich drei Jahre davor entbunden habe. Nach der wiederholten Mammographie hat der behandelnde Arzt mit mir geschimpft: „Sie haben zu lange gewartet und gleichzeitig „Seien Sie froh, dass sie kein AIDS haben.“ So war das damals.
Ich wurde unverzüglich brusterhaltend operiert. Das war im Oktober 1984. Auch wurden 21 Lymphknoten entfernt. Ein Lymphknoten war befallen. In der Nachsorge wurde einmal die Brust verwechselt. Der erste Gynäkologe hat sich bei mir entschuldigt, dass er so lange nicht reagiert hat. Er hätte so großes Mitleid mit mir gehabt – junge Mutti mit zwei süßen Kindern, dass hätte ihn so gelähmt. Es ging weiter ohne Chemo aber mit Bestrahlung, bis Ende des Jahres. Die Bestrahlungen waren dreimal pro Woche, es war unheimlich und das Wartezimmer war voller Zombies, so habe ich das empfunden.

Meine Schwester und meine Schwiegermutter haben meine Kinder gehütet. Mir wurde danach noch eine Chemo empfohlen, die ich aus Sorge um meine Kinder ablehnte. Nach 5 Jahren war die Mammographie immer noch okay. Nach 14 Jahren also 1998 hatte ich Wasser in der Pleura. Ich fühlte mich schon seit längerem sehr schlecht. Die Schilddrüse hat gesponnen, ich hatte mir Legionellen eingehandelt, Wasser in der Lunge, extrem hoher Blutdruck, Puls zum Abheben, eine nicht enden wollende Menstruation. Ende 40 kam ich mir vor wie wirklich am Ende.
Die Diagnose war – Spätmetastasen in der Lunge.

Fallschirm
(c) Anton Repponen

Mir wurde eine Chemo Studie mit Stammzellen angeboten, (wäre nur stationär gegangen)  was ich abgelehnt habe. Ich habe mich für Zoladex (1 Jahr) und Aromasin entschieden –  was mich künstlich in die Wechseljahre versetzt hat. Das Aromasin habe ich bis 2010 genommen.  Damit wird ja hormonabhängiger Brustkrebs behandelt. Ich habe das Medikament gut vertragen. Ab da blieb mein Blutdruck fast ständig sehr hoch, und ist bis heute mit egal welchen Medikamenten kaum beeinflussbar. Im Januar 2010 hatte ich eine Eierstock OP wegen Verwachsungen und auch hier Spätmetastasen. Danach habe ich ein anderes hormonhemmendes Mittel genommen. 2011 hatte ich wieder Wasser in der Lunge und musste punktiert werden. Auch diesmal waren es eineinhalb Liter Wasser. 2012 dann das Gleiche nochmal. Ich hatte über 6 Monate einen Dauerkatheter und in diesem Zeitraum wurden ca. 9 Liter Wasser aus der Lunge entnommen. Seit 2011 hatte ich auch Beschwerden im linken Unterbauch.

2012 hatte ich einen familiären Schicksalsschlag und auch privaten Stress zu verkraften. Ich habe 4 Jahre Tamoxifen genommen. Der Tumormarker stieg seit dem stetig an. 2015 hatte ich einen Nierenstau. Wegen Verengung der Harnleiter musste ich mir vierteljährlich ein Röhrchen setzen lassen. Diese häufigen Narkosen haben mir sehr zu schaffen gemacht. 2015 kam dann ein fast 5 cm großer Tumor im Darm dazu. Dann ein Tumor in der Speiseröhre.

Ich bin seit 2014 glückliche Oma einer bezaubernden Prinzessin, die ich am liebsten beim Schlafen beobachte und jeden ihrer Atemzüge genieße. Dieser Anblick lässt mich alles vergessen und ich fühle eine grenzenlose Liebe zu diesem kleinen Wesen.

Muscheln
(c) Cole Hutson

Ich habe erst vor drei Jahren die Naturheilkunde entdeckt, Präparate aus der Phytotherapie helfen mir vor allem beim Schlafen und ich merke wie es in mir ruhiger und harmonischer wird. Seit 2013 besuche ich den Achtsamkeitskurs bei der Sylvia. Ich mach täglich meine Übungen, die mir viel Kraft geben. Ich richte mich täglich neu aus. Ich höre gerne ihre CDs und besinne mich auf das, was momentan wirklich wichtig ist.

Wie Sylvia immer sagt, die Kostbarkeit des Augenblicks ist das,  was wirklich zählt.

Dies zu lernen ist nicht einfach.  Ich habe gelernt, das Leben anzunehmen, fürsorglich mit mir selbst zu sein. Es tut mir sehr leid, dass meine Familie mit mir so viel Kummer hatte, vor allem meine Tochter hatte immer viel Angst um mich. Ich hätte es ihnen gerne erspart. Mein Mann war immer sehr fürsorglich und liebevoll mit mir. Seit 2016 mache ich eine sog. Palliative Chemo.

Lieber Leser, mein Rat an dich:

„Hör auf zu warten, hör auf zu meckern, hör auf zu hoffen, hör auf zu resignieren, hör auf das Opfer zu spielen. Sag dem Mangel und dem Leid in deinem Leben ade“. Lebe dein Leben frei, kraftvoll und selbstbestimmt, lebe dein Leben akzeptierend, lebe jeden Augenblick bewusst! Liebe dich selbst und sende diese Liebe aus und sei dir gewiss, diese Quelle ist grenzenlos.

Sei mit Herz und Seele „ICH“.

Wir werden uns wieder sehen, von Herzen eure Dorle.

 

Dorle 25.April 2016