(c)pixabay shell
(c)pixabay shell

Ein Korb oder eine Schüssel voller Ostereier.

„Ein sonderbarer oder besonderer Korb voller Ostereier“

 

~♥~

 

Lieber Leser,

in meiner Arbeit lerne ich immer wieder Menschen mit ganz besonderen Fähigkeiten kennen.

Ihre Fähigkeit besteht darin das Gute im Menschen zu wecken ohne den (ver)urteilenden Finger auf jemanden zu deuten. So kurz vor Ostern möchte ich Euch eine Geschichte von Jo Hanns Rösler erzählen. Es ist eine moderne Ostererzählung, die er vor ca. 50 Jahren verfasst hat.

 

(c)pixabay Katja-Marina
(c)pixabay Katja-Marina

 

Wenn Du Lust hast, begleite mich ein Stück“, sagte mein Freund zu mir.
Ich tat ihm den Gefallen. Wir fuhren ungefähr 50 Kilometer vor die Stadt in ein großes reiches Dorf. Vor einem behäbigen, weit ausladenden Bauernhof machte er halt.
Es dauerte eine kurze Zeit, bis ihn der Besitzer empfing.

Sie werden sich meiner nicht erinnern“, sagte der Fremde, „es war genau wie heute vor vielen Jahren am Ostersonntag. Ich kam damals in meiner größten Not zu Ihnen und bat Sie um ein Stück Brot.

Damals kamen viele!“, antwortete der Bauer.
Eben. Aber Sie hatten ein gutes Herz. Sie gaben mir, nicht nur ein Stückchen Brot, sondern auch noch zwei rote Ostereier dazu und ein kleines Stück Speck. Ich habe Ihnen das nie vergessen. Ich war damals am Ende meiner Kräfte. Ohne Sie wäre ich verhungert.

Ich kann mich nicht erinnern, aber es ist möglich“, sagte der Mann, ein wenig beschämt und beglückt zur gleichen Zeit, „es ist so lange her …

Mein Freund nickte: „Ich hatte mir damals, als ich beschenkt von Ihrer Tür wegging, vorgenommen, es Ihnen eines Tages zu vergelten. Heute geht es mir wieder gut.
Ich habe Ihnen darum einen ganzen Korb Ostereier mitgebracht und einen Osterschinken dazu. Würden Sie mir die Freundlichkeit erweisen, diese Gaben als Zeichen meines Dankes anzunehmen?

Der Bauer stand verwirrt da.

 

(c)pixabay Pixaline
(c)pixabay Pixaline

 

Wir fuhren weiter mit dem Wagen zu einem zweiten Haus, nicht allzu weit vom ersten entfernt.
Hier empfing uns die Hausfrau. „Am Ostersonntag vor wie viel Jahren?“, fragte sie, „nein, ich erinnere mich wirklich nicht – es war damals eine harte Zeit …

Aber Sie hatten ein weiches und gutes Herz“, sagte mein Freund, „Sie schenkten mir zwei rote Ostereier und ein großes Stück von Ihrem Osterbrot. Ich erinnere mich noch genau: Es waren Mandeln und Rosinen darin!  Heute bin ich gekommen, Ihnen zu danken, was Sie seinerzeit Gutes an mir taten.

Darf ich diesen Korb mit roten Ostereiern und einem Osterkuchen obenauf als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit für Ihre Nächstenliebe auf den Tisch stellen?

 

Ostereier
Foto: Oliver Haja/pixelio

Sie beschämen mich“, sagte die Frau und begann zu weinen.

Das ging so drei, vier Häuser weiter; beim siebten Hof, wo wir vorfuhren – und ich sah noch eine Anzahl von etlichen Körben mit roten Ostereiern in seinem Wagen. Wir waren also noch nicht am Ende; da fragte ich ihn verwundert:

Dir muss es in diesen Tagen gar nicht so schlecht gegangen sein, wenn Du überall am Ostersonntag zwei Ostereier und hier ein Stück Speck, dort einen Kuchen und da wiederum ein Stück Wurst bekommen hast, alles an einem Tag, wie gut muss es Dir da gegangen sein!

Mein Freund hielt den Wagen an.

Es ging mir nicht besser als den anderen. An allen Türen, an die ich anklopfte, wurde ich barsch abgewiesen. Ich habe nicht ein einziges Osterei bekommen, geschweige denn ein Stück Brot oder Speck.

Überall dort, wo wir heute waren?“, fragte ich verwundert.

Genau in diesen Häusern. Genau von denselben Menschen!“, erwiderte mein Freund gelassen.

Aber warum bringst Du ihnen dann diesen Korb mit Eiern und ein anderes Geschenk obenauf und bedankst Dich bei denen, die Dir nicht halfen!

Mein Freund lächelte leise.

Er antwortete: „Wenn man den Menschen sagt, sie hätten einmal etwas Gutes getan, – auch wenn sie sich nicht daran erinnern -, so glauben sie gerne daran, dass sie ihre gute Tat nur vergessen haben. Man kann ihnen einreden, gut gewesen zu sein. So etwas glaubt jeder.

Und vielleicht tut er daraufhin heute oder morgen wirklich einmal etwas Gutes und hilft einem Menschen, der es nötig hat. Ist das nicht einen Korb Ostereier wert?

 

(c)pixabay esiul
(c)pixabay esiul

 

Lieber Leser,

diese ganz besondere Ostergeschichte, kann uns alle zum Nachdenken bringen.

Ich finde, darin ist eine tiefe und kraftvolle Osterbotschaft versteckt.
Ob jemand an Gott glaubt oder nicht, das ist seine private Entscheidung. Es ändert nichts daran, dass die österliche Botschaft ein weises, aktuelles Geschenk enthält.

Zorn mit Zorn, Wut mit Wut, Aggression mit Aggression, Abneigung mit Abneigung zu beantworten, wird diese Welt niemals zum Guten verändern.

Böses mit Bösem zu vergelten, verstärkt den Hass, die Aggression, die Wut in dieser Welt.

Wenn wir solches Gleiche mit Gleichem, begleichen, kann sich nichts zum dauerhaft wirklich Guten in dieser Welt ändern.

  • Tatsächlich gibt es nur einen einzigen Pfad, um diese Welt zum Besseren hin zu verändern: In dem ich mich selbst ändere!
  • Tatsächlich gibt es nur einen einzigen Pfad, damit sich die Menschen in dieser Welt ändern: Wenn ich mich selbst ändere!
  • Tatsächlich gibt es nur einen einzigen Pfad, um wirklich Frieden zu stiften: Ich fange bei mir selbst an.
  • Tatsächlich gibt es nur einen einzigen Pfad, echte Freude zu verschenken: Ich selbst strahle sie aus.
  • Tatsächlich gibt es nur einen einzigen Pfad, wahre mitmenschliche Liebe und Mitgefühl zu praktizieren: Ich erkenne im Mensch gegenüber, das Gleiche, was auch ich bin. Ich liebe Dich, du bist großartig, du bist einzigartig, du bist wertvoll.

(c)pixabay Pezibear bird

 

Das indische „Namastè“ drückt es besonders gut aus.

In etwa so, wir unser Bayrisches „Grüß Gott“. Namastè übersetzt bedeutet:

Ich erkenne das göttliche Licht in deinem Herzen. Ich erkenne dieses Licht als das Gleiche an. Ich grüße das Licht in deinem Herzen. Ich anerkenne das Licht in deinem Herzen, das uns verbindet.

Am besten fangen wir doch gleich damit an.

Womit? Sich selbst zu ändern!

JETZT, in der Gegenwart, HEUTE gleich HIER.

Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist noch nicht eingetreten. LEBEN findet im Augenblick statt. Sei achtsam und bewusst im Augenblick.

„Wenn nicht JETZT, wann dann?“

Lass dieses besondere Licht in deinem Herzen leuchten. Möge dich Frieden erfüllen, möge dich Versöhnung erfüllen, möge dich Vergebung erfüllen, möge es dir wohlergehen.

Ich wünsch dir ein Ostern, wie du es wirklich gern magst.

Möge dein Herz Frieden finden.

Verbundene Grüße

Sylvia Weigl

 

Osterhase-Eierlegen