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Allerheiligen ist eine besondere Gelegenheit uns mit unserer eigenen Vergänglichkeit zu konfrontieren.

Möchtest du bewusst und erfüllt leben oder nur überleben? Leben findet im Hier und Jetzt statt. Die Vergangenheit haben wir überlebt und hoffen es auch in der Zukunft zu tun. Unsere Gedanken, die uns ähnlich einem Maschinengewehr  beschießen haben eine magnetische Anziehungskraft.

Wenn wir nicht achtgeben, verlieren wir immer wieder den Kontakt zum gegenwärtigen Augenblick, wo das Leben tatsächlich stattfindet. Achtsamkeit setzt  Bewusstheit voraus, vor allem für das bewusste Bemerken der Vorgänge in uns.

Wir haben einen freien Willen und können uns jederzeit neu entscheiden. Bei dieser Frage (in der Überschrift) geht es niemals um die Dauer sondern um die Qualität unseres Lebens. Wir schaukeln ständig zwischen den unterschiedlichen Zuständen hin und her.

 

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(c) unsplash-Noah-Rosenfield

 

„Wenn ein buntes Blatt zu Boden fällt, bedeutet dies nicht das Ende  dieser Welt.

Nur ein kleiner Zyklus geht zu Ende, mit ihm aber kommt auch die Wende. Was einst verloren und ausgedient am Boden lag, spendet Leben und Kraft an einem neuen Tag.

Dieses Gleichgewicht wird immer fortbestehen, und lässt dich mich freudigen Augen in die Zukunft sehen. Denn wo ein dunkles Ende nah in Sicht, ist auch nicht weit das helle Licht“

Syndy Taikyu Kuhn Shimu

 

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(c) unsplash-Aaron-Burden

 

Schenk dir diese  kleine Auszeit: Abschied – Eine nachdenkliche Geschichte!

Freddie liebte es, ein Blatt zu sein. Er liebte seinen Ast, seine blättrigen Freunde, seinen Platz hoch im Himmel, den Wind, der ihn herumwirbelte, und die Sonnenstrahlen, die ihn wärmten.

Freddie war von Hunderten anderen Blättern umgeben. Sie waren alle zusammen aufgewachsen. Sie hatten gelernt, in den Frühlingswinden zu tanzen, faul in der Sommersonne zu liegen und von kühlendem Regen gewaschen zu werden.

Daniel war Freddies bester Freund. Es kam Freddie so vor, als sei Daniel der Klügste von ihnen. Eines Tages ereignete sich etwas sehr Seltsames. Derselbe Wind, der sie hatte tanzen lassen, zerrte und zog nun an ihnen, als ob er ärgerlich wäre.

Allen Blättern wurde angst und bange. „Was ist los?“ fragten sie sich im Flüsterton. „Das passiert im Herbst“, erzählte Daniel. „Für die Blätter ist es Zeit, ihr Zuhause zu wechseln. Einige Menschen nennen das <STERBEN>.“ „Müssen wir alle sterben?“ fragte Freddie. „Ja“, antwortete Daniel.

„Wir erledigen zuerst unsere Aufgabe. Wir erleben die Sonne und den Mond, den Wind und den Regen. Wir lernen zu tanzen und zu lachen und dann sterben wir.“ „Ich will nicht sterben“, sagte Freddie mit fester Stimme. „Willst du sterben, Daniel?“ „Ja, wenn meine Zeit gekommen ist“, antwortet Daniel.

„Wann ist das?“ fragte Freddie. „Niemand weiß das mit Sicherheit“, antwortete Daniel. „Ich habe Angst zu sterben“ sagte Freddie zu Daniel. „Ich weiß nicht, wie es da unten ist.“ „Wir alle fürchten, was wir nicht kennen. Das ist normal „, versicherte ihm Daniel.

„Du hattest auch keine Angst, als der Frühling zum Sommer und der Sommer zum Herbst wurde. Das waren normale Veränderungen. Warum solltest du vor der Jahreszeit Angst haben, in der du stirbst?“ „Stirbt der Baum auch?“ fragte Freddie.

„Eines Tages. Aber es gibt etwas Stärkeres als den Baum: das Leben. Das währt immer.“ „Wohin gehen wir, wenn wir sterben?“ „Niemand weiß das mit Sicherheit. Das ist ein großes Geheimnis.“ „Werden wir im Frühling zurückkehren?“ „Wir nicht, aber das Leben.“ „Was hat das alles dann für einen Sinn?“ fragte Freddie. „Warum sind wir überhaupt zum Leben erwacht, wenn wir sterben müssen?“ Daniel antwortete darauf auf seine sachliche Art:

„Wegen der Sonne und dem Mond. Wegen der schönen Zeit, die wir zusammen verbracht haben. Wegen dem Schatten, den alten Menschen und den Kindern. Wegen der Farben im Herbst. Ist das nicht genug?“

An diesem Nachmittag fiel Daniel herab. Er fiel mühelos. Er schien friedlich zu lächeln, während er fiel. „Auf Wiedersehen, Freddie“, sagte er.

Leo Buscaglia

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(c) unsplash-Antti-Pääkkönen

 Nicht in den Zweigen, in den Wurzeln steckt des Baumes Kraft. 

Gertrud von Le Fort

Das wünschen wir uns alle, gelassen und in Frieden  (wie Daniel aus der Geschichte oben) einfach  zu gehen. Wir sollten rechtzeitig lernen, dass wir die Welt nicht kontrollieren können, sehr wohl aber unsere eigenen Gedanken, Urteile und Bewertungen.

Wir sind auch auf der Welt um  Gelassenheit zu lernen. Lerne deine Gedanken, die wie ein permanenter Strom durch deinen Kopf ziehen zu akzeptieren. Dazu  gehört auch, dass wir die geäußerten Gedanken anderer Menschen tolerieren und zwar egal ob sie angenehm oder unangenehm auf uns wirken.

Mit Gelassenheit kannst du deine stressige Gefühls- und Gedankenwelt leichter verlassen. Der damit verbundene Stress verliert dadurch an Bedeutung. Du leidest deutlich weniger und reagierst gelassener. Dadurch entspannt sich nicht nur dein Denken sondern auch dein Körper. Ich hatte schon mehrfach die Ehre, Patienten im Sterbeprozess begleiten zu dürfen. Ein achtsamer Geist kann auch im Sterben seine Aufmerksamkeit auf das Lenken was er wirklich möchte.

Für die meisten Sterbenden ist das Vertrauen in das Licht von größter Bedeutung, was sie wahrnehmen,  dem sie in Frieden folgen und  sich seiner Anziehung  hingeben.

Gelassenheit lernen, ist wie ein unsichtbarer Faden auf dem Weg in die ANDERSWELT. Ein mitfühlender Begleiter ist in diesem Prozess eine Stütze. Das bedeutet wenn wir uns in sog. guten Zeiten mit dem Sterben/dem Tod beschäftigen – nicht nur an Allerheiligen – erfahren wir die wahre Kunst eines gelassenen Lebens und Sterbens.

Achtsamkeit und Gelassenheit hilft dir deine Schwächen und kleinere Macken anzunehmen. Du änderst deinen Blickwinkel und konzentrierst dich auf das was du wirklich beeinflussen kannst.

Ich selbst bin auch nicht immer gelassen, bei mir nimmt sich die Gelassenheit immer wieder ihre Auszeit. Ich hatte letztes Jahr, für mich sehr schwierige Stürme, eigentlich war es ein Orkan, zu überstehen. Erst als ich mich wieder auf meine bewährte Praxis der Achtsamkeit, Akzeptanz und Gelassenheit, Demut und Dankbarkeit besonnen habe, war auch der Weg zu meinen Wurzeln, zu meiner Quelle, in mir, wieder vollkommen frei.

Es gibt Menschen die lieben das Igelwesen vor allem ihrer Stachel wegen. Diese putzigen Gesellen fahren ihre Stacheln aus, bei Gefahr. Doch Menschen, die sich mit dieser Art so gerne vergleichen, fahren ihre Stacheln aus völlig anderen Gründen aus. Das Leben wird sie es wohl so gelehrt haben.

 

 „Es ist nicht so, dass nur die starken und mutigen Menschen etwas Rechtes werden, sondern es gibt viele Kleine und Erschrockene, welche sich hernach als tapfer, siegreich und todestreu bewähren.“
Gertrud von Le Fort

 

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(c) unsplash-Piotr-Laskawski

Liebes kleines Igelchen ….du lehrst mich so manches.

Gertrud von Le Fort möchte damit sagen, dass es auch anders geht.

Mir selbst, ist das Stachel – ausfahren fremd und  noch nie bekommen. Meine Liebe gehört dem Kleinen und Erschrockenen, den Menschen – die tapfer ihr Leben leben, obwohl die Angst gegenwärtig ist, obwohl dieses Ringen um Sicherheit und Kontrolle ihr Leben bestimmt.

Meine Arbeit, mein Wirken, mein Leben, meine Kraft schenke ich den Menschen die trotz dem und trotz allem weiter machen – dazu gehört (Über) – Leben und  Sterben  gleichermaßen.

 

Jeder Tag ist ein Geschenk – Leben und Sterben im Hospiz von denen es immer noch viel zu wenige gibt.

 

 

Die Arbeit im Hospiz berührt Pfleger und Begleiter in ihrem tiefsten Inneren. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die unheilbar Kranke in ihrer letzten Lebensphase begleiten. Ich selbst habe sehr viel von Bernard Jakoby gelernt und lerne niiie aus.

Von Dr. Jorgos Canacakis   durfte ich lernen wie Trauer sich wandeln kann, in etwas friedliches, befreiendes und heilendes. Dieses Wissen hat meinen Schützlingen und mir  gleichermaßen sehr geholfen. Ich habe großen Respekt vor dem immer größer werdenden Kreis an helfenden Fachkräften.

Das Pendeln der Sterbenden zwischen den Welten ist ein natürlicher Prozess, den wir uns alle bewusst machen sollten. Ich kann wirklich jeden nur darin beglückwünschen wenn er sich dafür entschieden hat, sich zum Hospizbegleiter ausbilden zu lassen. Dieses Wissen hilft in erster Linie dir selbst und deinen Angehörigen. Vor allem die Caritasverbände vor Ort leisten hier eine sehr gute Arbeit.

 

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(c) unsplash-Noah-Silliman

 

„Lieber Gott, mach mich heiter, den Rest mache ich dann alleine weiter.“

Das sagte einmal eine Patienten zu mir.

Im Hospiz liegen Lachen und Weinen ganz nah beieinander. Ob daheim oder im Hospiz, als mitfühlender Mensch, zusammen und wie so oft gleichzeitig zu weinen und zu lachen, das verbindet und stärkt beide, den Begleiter und den Sterbenden.

Es ist authentisch und gesund, den ungeweinten Tränen hier und jetzt einen Platz zu gewähren. Ich habe mich mein Leben lang  mit diesen Themen beschäftigt und kann nur dazu raten, sich rechtzeitig mit dem Prozess des Sterbens und  dem Tod auseinanderzusetzen.

Es ist für beide Seiten beglückend wenn wenigstens der Begleiter nicht erstarrt und ein weitergehen ermöglicht. Ich habe gelernt, dass es den Sterbeprozess erleichtert, wenn wir respektvoll den Blick für das Heitere schärfen. Das ist besser als ihn zu verlieren.

Sich selbst Lachen und Lächeln  zu erlauben ist eine 1.te Hilfe für alle Beteiligten. Wenn sich der Schleier der Verzweiflung um die Seele legt hat Humor eine unmittelbar befreiende Wirkung.

 

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(c) unsplash-Autumn-Mott

 

Rock dein Leben, genieße den Augenblick

und

sei dir gleichzeitig deiner Vergänglichkeit bewusst.

Auch diesen folgenden Witz hat man mir im Hospiz erzählt.

Der Hundertjährige ist das Glanzstück der Verjüngungsklinik. Er wird einer Kommission von Sachverständigen vorgestellt. „Und was haben Sie getan, dass Sie so alt wurden“, wird er gefragt. Er: „ Immer geatmet, meine Herren. Nie aufgehört zu atmen.“

Humor, Geschichten, Rituale und Metaphern, vor allem Meditation in  liebevoller, annehmender Achtsamkeit, können uns erlauben, sich dem eigenen Tod ein Stückchen zu nähern.

Du bekommst heute von mir eine kleine Meditation zu unserer Vergänglichkeit.

Diese Übung ist von Thich Nhat Hanh, ich habe sie ein bisschen abgewandelt.

 

Gehe auf den Pfeil und los geht’s mit der MP3!

Bitte erschrecke nicht, denn es öffnet sich ein neuer Tab und dann kannst Du die Meditation starten. Die MP3 liegt auf meiner Cloud!

Meditationen über Vergänglichkeit spielen im tibetischen Buddhismus eine tragende Rolle.

Heute, an dieser Stelle, die gleiche Übung nochmal schriftlich, denn sie ist so wichtig.

Nehme bitte wieder eine achtsame Haltung ein und schließe wenn du soweit bist deine Augen. Dann mach drei bewusste Atemzüge, immer tiefer und länger – anspannen und entspannen – und los lassen.

Dann sprich leise für dich im Geist – bei jedem Ausatmen folgenden Satz:

  1. „Ich kann der Vergänglichkeit nicht entkommen“.  ca. 7 mal

Dann prüf nach was dir an Bildern, Gedanken, Erinnerungen dazu einfällt.

Achte darauf – wie du dich dabei fühlst.

Wenn du bemerkst, dass es  dich von diesem Thema wegzieht  – dann entscheide dich für oder gegen die Übung – wenn du die Übung fortsetzen willst, dann kehre mit einem UND  beim nächsten Ausatmen zu diesem Satz zurück.

Wenn dir der Satz unangenehm ist, dann wähle die Formulierung:

Vergänglichkeit gehört zum Leben“.

  1. Dann wechsle zum nächsten Satz: „ Ich kann dem Alter nicht entkommen“. 7 mal

Oder: „Ich altere täglich“.

  1. Dann gehe zum dritten Satz: „ Ich kann den Krankheiten nicht entkommen.

Oder: „ Ich kann jederzeit erkranken oder sterben“. 7 mal

  1. Dann kommt der letzte Satz: „Ich kann dem Tod nicht entkommen.“

 

Dann öffne bitte wieder deine Augen, lasse alle Gedanken los und alle Eindrücke zu.

Wenn du ca. 7 bewusste Atemzüge machst, dann bist du verbunden, verbunden im Geist/Körper und Seele. In der Forschung für Neurobiologie könnte man jetzt in einem Hirnscan sehen wie die einzelnen Gehirnteile synchron schwingen. Es entsteht eine harmonische Frequenz, die gut tut und du kannst das spüren, es ist wohltuend.

Wenn du magst, kannst du dir anschließend ein paar Notizen machen.

Wenn wir uns mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen, dann soll das nicht aus der Sehnsucht nach dem Tod geschehen, sondern ganz im Gegenteil als Bestätigung und Bekräftigung an das Leben selbst.

 

Mögest du dein Leben wie ein wunderbares Geschenk empfinden.

Das Leben ist endlich, das macht es so kostbar.

Du bist dieses kostbare Geschenk.

 

 

„Mögen wir den Himmel jetzt  schon in uns wachsen lassen“.

Bis nächste Woche,

von Herzen

eure Sylvia Weigl

 

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